Die Frage wie Wohnraum produziert und in der Bevölkerung verteilt wird, ist politisch stark umstritten und deshalb für populistische Agenden besonders anfällig. Grund genug, sich aus fundierter wissenschaftlicher Perspektive mit dem Thema auseinander zu setzen. Unter dieser Rubrik werden die theoretischen Annahmen, welche einer kritischen politökonomischen Analyse zugrunde liegen, dargestellt und frei zugänglich gemacht.
Weiter unten werden drei wesentliche Fragen zu leistbarem Wohnen gestellt und in kurzen Stellungnahmen beantwortet. Die gesamte Beantwortung kann auch unter Texte bequem im PDF-Format als Paper runtergeladen werden. An dieser Stelle finden Sie auch die Masterarbeit zum Thema Leistbares Wohnen in Wien zum Download. Alle die an den Grundlagen der kritischen, politökonomischen Denkweise interessiert sind, finden unter Theorie eine schnelle Einführung.
Dieses Paper möchte Klarheit in dieses so verworrene, aber zugleich gesellschaftlich extrem wichtige, Thema bringen. Dabei werden mit Hilfe einer umfassenden kritischen, politökonomischen Analyse vor allem drei zentrale Fragen beantwortet und auf das Wesentliche runtergebrochen:
1. Wieso wird leistbarer Wohnraum weltweit immer knapper?
2. Wie ist die Situation in Wien?
3. Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden?
"Im Bereich der Städte zeigen sich die Auswirkungen der neoliberalen Prozesse unter anderem in der, zunehmend marktförmig gestalteten Wohnungspolitik (Regulation), zum Zwecke der profitorientierten Verwertung (Akkumulation). Mit steigender Tendenz wird Finanzkapital, auf der Suche nach Möglichkeiten renditereicher Anlage, in den Wohnungsmarkt investiert. Dabei kommt der lokalen politischen Regulation zwar eine zunehmend wichtige, zugleich aber durch Sparvorgaben und weitere, ideologisch motivierte Programme, mit eingeschränkten Handlungsspielräumen einhergehende, Rolle zu. Mit Hilfe von Diskursmacht wird das Feld für spätere politische Umwälzungen vorbereitet: Ziel ist es die sozialstaatlichen Elemente der bestehenden Ordnung zurückzudrängen (Roll-Back) und durch neoliberale, marktkonforme „Reformen“ (Roll-Out) zu ersetzen. Für eine Vielzahl der in Städten lebenden Menschen führen diese Veränderungen zu steigenden Mieten, Verdrängungseffekten, sozioökonomischer Segregation und Entdemokratisierung, wodurch nicht zuletzt vermehrt soziale Spannungen auftreten können."
Unterhalb können Sie die ausführliche Beantwortung der Frage 1 downloaden.
"Zusammenfassend zeigt sich, dass Wien nach wie vor stark vom austromarxistischen und keynesianischen Entwicklungsmodell der 1920er bis 1980er Jahre profitiert. So lebt gegenwärtig knapp die Hälfte der WienerInnen in weitgehend lebenswerten und leistbaren Gemeindewohnungen bzw. in gemeinnützigen Wohnbauten. Dies wirkt, aufgrund der Dekommodifizierung dieser großen Marktsegmente, stark preisdämpfend und gilt als Hauptursache für die bis vor einigen Jahren noch vergleichsweise günstigen Durchschnittsmieten in Wien. Doch auch hier sind Neoliberalisierungstendenzen spürbar, wenngleich die sozialstaatliche Versorgungsorientierung noch einigermaßen erhalten geblieben ist: Die Konsequenzen der Transformationsprozesse sind vor allem in den weniger regulierten Segmenten des Wohnungsmarktes wahrnehmbar.
Insbesondere seit der globalen Finanzkrise ab 2008 zeigen sich starke Tendenzen in Richtung Finanzialisierung des freifinanzierten Sektors, dort sind auch die höchsten Preisanstiege zu verzeichnen. Auf nationaler Regulationsebene gilt allem voran die Novelle des Mietrechtsgesetzes im Jahr 1994 als Wendepunkt in Richtung Kommodifizierung. Für den öffentlichen Wiener Wohnbau besonders einschneidend ist der starke Rückgang der neu errichteten Gemeindebauten in den 1990er Jahren und die schlussendlich im Jahr 2004 erfolgte, völlige Einstellung dieser Bauprogramme. Die Wiener Stadtregierung setzt stattdessen auf eine Mischung aus sozialdemokratischer Versorgungsdoktrin und kapitalfreundlicher, unternehmerischer Stadtpolitik. Dies findet vor allem in der öffentlichen Förderung privater Neubauten im Rahmen der so genannten Wohnbauinitiativen Ausdruck. Problematisch hierbei ist, dass staatliche Gelder in den privaten Wohnbau abfließen, ohne dass dabei langfristig dekommodifizierter und damit leistbarer Wohnraum geschaffen wird."
Unterhalb können Sie die ausführliche Beantwortung der Frage 2 downloaden.
"Wohnen ist ein glokales Thema. Das heißt, es spielen sowohl globale Dynamiken als auch lokale Strukturen eine wesentliche Rolle bei der tatsächlichen Ausgestaltung. Die Erkenntnis über die Glokalität des Wohnens hilft dabei Wirkmechanismen (wie die Verteuerung des Wohnraums) und die sie begleitenden Diskurse und Ideologien aufzudecken und analysieren zu können. Die Neoliberalisierung von Wirtschaft, Politik und letztendlich der Gesellschaft bedeutet einen ganz klaren, gewollten Umverteilungsprozess von den Lohnabhängigen zum Kapital. Solche Angriffe sollen sichtbar und kritisierbar werden. Denn nur so kann eine faire Auseinandersetzung stattfinden, welche das Ziel hat, Leistbares Wohnen wieder als essentielles Grundbedürfnis und Menschenrecht wahrzunehmen, statt einer weiteren Möglichkeit Gewinne einiger weniger auf Kosten sehr vieler Menschen zu produzieren. Erst über diesen Weg können gut durchdachte und fundierte politökonomische Erkenntnisse zum Inhalt lokaler, nationaler und schlussendlich globaler Politik gemacht werden."
Unterhalb können Sie die ausführliche Beantwortung der Frage 3 downloaden.